
Armut und finanzielle Belastungen erhöhen laut einer Studie der Universitäten Bremen und Flensburg das Risiko für Frauen, körperliche Gewalt in der Partnerschaft zu erfahren. Besonders gefährdet sind arbeitslose Frauen und Mütter, wie die Universität Bremen am Dienstag mitteilte. Die Studie zeige, dass finanzielle Abhängigkeit nicht nur ein privates, sondern auch ein gesellschaftspolitisches Problem ist.
„Kürzungen im Sozialstaat oder fehlende Unterstützung können das Risiko häuslicher Gewalt erhöhen“, sagte die Co-Autorin und Soziologin Ruth Abramowski vom Socium Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Uni Bremen. Deshalb bedürfe es politischer Maßnahmen, „die ökonomische Abhängigkeit abbauen und Frauen echte Handlungsspielräume eröffnen“, unterstrich sie.
Abramowski und die Soziologin Lara Minkus von der Europa-Universität Flensburg stützten sich für ihre Forschungen den Angaben zufolge auf Daten des Beziehungs- und Familienpanels „pairfam“. Seit 2008 wurden dafür mehr als 12.000 Personen unterschiedlicher Geburtsjahrgänge wiederholt zu ihren Partnerschaften und ihrer familiären Situation befragt.
Für die Studie der Universitäten Bremen und Flensburg wurden aus dem Panel Angaben von 1.667 Frauen betrachtet, die sich seit dem vergangenen Interview von ihrem Partner getrennt haben. Unter den Frauen, die im Jahr vor einer Trennung erwerbstätig waren, berichtete laut Minkus etwa jede neunte von körperlicher Gewalt. Bei Frauen, die in dieser Zeit arbeitslos waren, war es hingegen fast jede fünfte. „Mit anderen Worten: Arbeitslosigkeit macht Gewalt in Beziehungen fast doppelt so wahrscheinlich“, betonte Minkus.
Besonders gefährdet seien Frauen mit Kindern. Bei ihnen liege das Risiko von Gewalterfahrungen noch rund ein Drittel höher. Bei zwei oder mehr Kindern steige es sogar weiter an, führte die Expertin aus.