
Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer hat dazu aufgerufen, erstarkendem Antisemitismus in Deutschland entschieden entgegenzutreten. Auch jeder Politik der Ausgrenzung müsse eine deutliche Absage erteilt werden, sagte Wilmer am Montag: „Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme; sie gelten allen Menschen und machen unsere Gesellschaft menschlich.“
Wilmer sagte weiter, er nehme den Anstieg an Hass und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden hierzulande mit großer Bestürzung wahr. „Wenn Jüdinnen und Juden sich nicht trauen, überhaupt zu sagen, dass sie jüdisch sind - dann haben wir in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus. Wenn Jüdinnen und Juden keine Kette mit Davidstern oder eine Kippa tragen können, ohne belästigt zu werden - dann haben wir in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus. Wenn Menschen fürchten müssen, bedroht zu werden, weil sie im öffentlichen Raum Hebräisch sprechen - dann haben wir in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus.“
Jüdische Einrichtungen und Gemeinden würden bedroht, Jüdinnen und Juden würden angegriffen, fügte Wilmer hinzu. Oftmals seien Universitäten keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Israelische und jüdische Künstlerinnen und Künstler würden von Veranstaltungen ausgeladen, israelische Produkte würden boykottiert: „Viele Jüdinnen und Juden ziehen sich zurück, weil sie Angst haben. Sie versuchen, möglichst nicht aufzufallen und gleichsam unerkannt in unserer Gesellschaft zu leben.“
„Immer häufiger erleben wir, dass Ressentiments, Aggression und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland auch mit dem Verhalten der israelischen Regierung und dem Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza begründet werden“, sagte Wilmer weiter. Jüdinnen und Juden in Deutschland seien aber nicht für das Verhalten der israelischen Regierung verantwortlich. Genauso wenig seien Musliminnen und Muslime in Deutschland für den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 verantwortlich, der diesem Krieg in Gaza vorausgegangen sei.