In Hessen sind zwischen Mai 2022 und Ende April 2023 wieder mehr Luchse festgestellt worden. Wie das hessische Umweltministerium am 11. September in Wiesbaden mitteilte, seien in diesem Zeitraum sechs selbstständige Luchse und zwei Jungtiere nachgewiesen worden. Erstmals sei zudem ein sicherer Luchsnachweis im Rheingau gelungen, wie das Umweltministerium mit Verweis auf den aktuellen Luchsbericht weiter mitteilte. „Der Luchs ist die größte freilebende Katzenart in unseren Wäldern. Das letzte Jahr lässt uns hoffen, dass sich in Hessen wieder eine kleine Teilpopulation etabliert“, sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne).
Den Angaben zufolge seien insgesamt 76 plausible Hinweise ausgewertet worden, von denen 51 als tatsächliche Nachweise bestätigt werden konnten. Im Vorjahreszeitraum habe es nur 26 Meldungen gegeben, heißt es im aktuellen Luchsbericht des Arbeitskreises (AK) Hessenluchs, der im Auftrag des Landes Hessen seit 2007 für die Erstellung dieses Berichts zuständig ist.
Mit insgesamt 24 Meldungen kamen die meisten Hinweise aus dem Landkreis Kassel, auf den Plätzen zwei und drei folgten mit jeweils 17 Meldungen der Werra-Meißner-Kreis und der Schwalm-Eder-Kreis in Nordosthessen. Einer der sechs nachgewiesenen selbstständigen Luchse sei Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Die Nachweise von Luchsen seien im aktuellen Berichtszeitraum insbesondere mit Fotofallen gelungen, die im Auftrag des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) für das Wolfsmonitoring betreut werden, heißt es.
„Die Zunahme der Luchsfeststellungen in Hessen ist überraschend deutlich und geht eindeutig auf die Bestandszunahmen der Harzpopulation zurück“, sagte Thomas Norgall, einer der Koordinatoren des AK Hessenluchs. Da sich die Weibchen aber nur dort zur Fortpflanzung niederließen, wo sie Kontakt zu anderen Luchsen haben, dehnten sich die Luchsvorkommen nur langsam aus. Dass wieder junge Luchse beobachtet werden konnten, die sehr wahrscheinlich im Reinhardswald geboren wurden, sei deshalb „eine tolle Nachricht.“
Wann eine über Jahre anhaltende, dauerhafte Reproduktion im Reinhardswald beginnen wird, sei laut Luchsbericht jedoch offen. Schon seit 2016 konnte in Hessen keine Reproduktion des Luchses mehr nachgewiesen werden. Mit Ausnahme des Junge führenden Weibchens halte sich aktuell keiner der festgestellten Luchse über längere Zeit in einem bestimmten Gebiet auf. Ein aktuelles Ausbreitungsmodell zeige, dass die natürliche Wiederbesiedlung von Lebensräumen ohne aktive Unterstützung auch in 25 Jahren nicht zu erwarten sei.
Nachdem der letzte Luchs bereits 1833 im Odenwald erlegt worden sein soll, galt die Art in Hessen lange Zeit als ausgerottet. Erst 2011 gab es erstmals wieder Belege für Luchs-Nachwuchs.
Pressemitteilung: http://u.epd.de/2q0l
Luchsbericht 2023 (PDF): http://u.epd.de/2q0m