Die Zahl der Wölfe in Hessen wächst. Im Beobachtungsjahr 2022/23 seien 25 Wölfe genetisch nachgewiesen worden, heißt es im am 16. September in Wiesbaden veröffentlichten Jahresbericht des Hessischen Landesamtes für Naturschutz 2023. Inzwischen gebe es sieben Wolfsterritorien in Hessen. Ein Jahr zuvor seien es noch fünf Wolfsterritorien gewesen, drei Jahre zuvor Jahren erst zwei. Während das Territorium Stölzinger Gebirge aufgegeben worden sei, seien Wölfe in drei neuen Territorien bei Butzbach, Greifenstein und Spangenberg nachgewiesen worden. Daneben gibt es die schon ansässigen Wölfe im Rheingaugebirge, bei Wildflecken, Ludwigsau und Waldkappel.
Vier der Territorien werden nach dem Bericht von Einzeltieren bewohnt, drei eher an der Landesgrenze von Rudeln, also Wolffamilien, nämlich bei Rüdesheim, Wildflecken und Waldkappel. Ein Territorium umfasst rund 250 Quadratkilometer. Ein Wolf in Hessen ist im vergangenen Berichtsjahr auf der Straße totgefahren worden.
Die Zahl der nachgewiesenen Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere ist im vergangenen Jahr stark gestiegen von elf auf 46, wie der Bericht aufzählt. Noch stärker gestiegen ist die Zahl der geschädigten Nutztiere von über 20 auf 118. Zum Ausgleich seien die gezahlten „Billigkeitsleistungen“ von über 3.000 Euro auf über 8.000 Euro erhöht worden. Standardsätze seien etwa für ein Schaf 120 bis 250 Euro, für eine Ziege 90 bis 220 Euro.
Als Reaktion habe die hessische Landesregierung den Wolf unter bestimmten Voraussetzungen in das hessische Jagdrecht aufgenommen. Auch sei die Finanzierung des Weidetierschutzes verbessert und die Entschädigung von Nutztierhaltern erhöht worden, schrieb der hessische Umwelt- und Jagdminister Ingmar Jung (CDU) in dem Jahresbericht
Wölfe fressen zu 98 Prozent Wildtiere, erläuterte Carsten Nowak vom Senckenberg-Forschungsinstitut in Gelnhausen. Allerdings gebe es einzelne Wölfe, die viel Schaden an Nutztieren anrichteten. „Als Mensch muss ich keine Angst vor Wölfen haben“, versicherte der Wissenschaftler. In Deutschland habe es bisher noch keinen Übergriff eines Wolfes auf einen Menschen gegeben, wobei man dies nicht gänzlich ausschließen könne.
In Deutschland wurden im Beobachtungsjahr 2022/23 184 Wolfsrudel, 48 Paare und 22 Einzeltiere nachgewiesen. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich in der Ebene von der Lausitz im Südosten bis in den Nordwesten Niedersachsens. Der erste Wolf in Hessen nach der Ausrottung vor rund 150 Jahren wurde 2008 im Reinhardswald sesshaft.
Jahresbericht „Der Wolf in Hessen 2023“: http://u.epd.de/35bt
Wolfszentrum Hessen: http://u.epd.de/1vur
Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf: www.dbb-wolf.de