Rheinland-pfälzische Polizei setzt auf "Super-Recognizer"
Mainz (epd).

Die rheinland-pfälzische Polizei setzt bei der Fahndung nach Verdächtigen auf Menschen mit Spezialbegabung beim Erkennen von Gesichtern. Landeskriminalamt (LKA) und Innenministerium gaben am 22. Mai in Mainz bekannt, dass nach einem erfolgreichen Pilotprojekt am Polizeipräsidium Koblenz künftig bei der Polizeiarbeit sogenannte „Super Recognizer“ eingesetzt werden sollen. Zwei hauptamtliche Stellen würden dafür am LKA geschaffen, kündigte Vizepräsident Achim Füssel an. Bis zu zehn weitere nebenamtliche Stellen würden an den Polizeipräsidien angesiedelt.

Bei „Super Recognizern“ handelt es sich um Menschen, die Zielpersonen beispielsweise in großen Menschenmengen oder trotz eines veränderten Äußeren gut erkennen können. Ein kleiner Anteil der Bevölkerung, schätzungsweise ein bis zwei Prozent, ist dazu in dem für die Polizeiarbeit nötigen Umfang in der Lage. „Die Fähigkeit ist angeboren, Training hat nur einen minimalen Effekt“, sagte Füssel.

Im Rahmen des Pilotprojekts waren im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Koblenz in einer Reihe von Tests sechs Polizeibeamte ermittelt worden, die für eine Arbeit als „Super Recognizer“ infrage kamen. „Ich hatte eine gewisse Vorahnung, denn ich habe Leute immer schon schnell wiedererkannt“, sagte einer der ausgewählten Beamten, der bislang bei der Autobahnpolizei arbeitet.

Die rheinland-pfälzischen „Super-Recognizer“ ermöglichten durch Abgleich der Aufnahmen von Überwachungskameras unter anderem die Festnahme einer Bande bundesweit aktiver Taschendiebe. Außerdem waren sie bei verschiedenen Großveranstaltungen im Einsatz und suchten bei Volksfesten und Fußballspielen in der Menschenmenge nach Gewalttätern, gegen die zuvor Aufenthaltsverbote ausgesprochen worden waren. Erstmals waren „Super Recognizer“ in Deutschland nach den sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015 zum Einsatz gekommen.

Neben Menschen mit Spezialfähigkeiten will die rheinland-pfälzische Polizei auch weitere technische Neuerungen zur Verbrecherjagd nutzen. So sollen künftig bei herausragenden Fällen digitale 3D-Modelle von Tatorten erstellt werden, die mit Virtual-Reality-Technologie erfahrbar werden. Davon könnten auch Gerichte profitieren. Die eingesetzte Software ermögliche es, an diesen virtuellen Örtlichkeiten beispielsweise Gegenstände oder Standorte von Beteiligten zu verschieben. Erstmals sei die Methodik beim Prozess um den Polizistenmord von Kusel zum Einsatz gekommen. Die rasante technologische Entwicklung spiegele sich auch in der Ermittlungsarbeit wider, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD): „Wir schöpfen alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten aus.“