Ranjit Hoskoté zieht sich aus documenta-Findungskommission zurück
Kassel (epd).

Nach Antisemitismusvorwürfen tritt der Schriftsteller Ranjit Hoskoté von der Findungskommission der Kunstschau documenta 16 zurück. Hoskoté habe seinen Rücktritt erklärt, nachdem die documenta ihn aufgefordert habe, sich von seiner Unterschrift unter ein Statement zu distanzieren, teilte die documenta am 13. November in Kassel mit. In dieser Erklärung wurde Zionismus als „rassistische Ideologie“ bezeichnet.

Am 9. November hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, Hoskoté habe im Jahr 2019 das „Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism“ unterschrieben. Weder das Statement noch Hoskotés Unterschrift seien bis zu diesem Pressebericht der documenta bekannt gewesen, sagte deren Geschäftsführer Andreas Hoffmann am 10. November. Ebenfalls am 10. November hatte die israelische Künstlerin, Philosophin und Psychoanalytikerin Bracha Lichtenberg Ettinger ihren Rückzug aus der Findungskommission erklärt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte der documenta finanzielle Konsequenzen angedroht.

Hoskoté selbst versicherte in seinem Rücktrittsschreiben, er habe das Statement unterzeichnet, um sich gegen den Hindu-Extremismus zu positionieren, da dieser vom Faschismus inspiriert sei. Hingegen habe er sich gegen den intellektuellen und kulturellen Boykott Israels ausgesprochen. Die Petition, die er unterschrieben habe, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, er selbst sei „verurteilt, denunziert und stigmatisiert“. In dieser „vergifteten Atmosphäre“ sei kein Platz für eine differenzierte Diskussion.

Hoffmann teilte mit, er danke Hoskoté für seine bisherige Bereitschaft, „uns in diesen schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen und halte seine folgerichtige und in der Konsequenz respektable Rücktrittsentscheidung für richtig“. Was diese Entwicklung für den Zeitplan und die Zusammensetzung der ursprünglich sechsköpfigen Findungskommission bedeute, werde derzeit erörtert. Die documenta 16 soll 2027 ihre Pforten öffnen.

Die „documenta fifteen“ im vergangenen Jahr wurde seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war das Banner „People's Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs „Taring Padi“ wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weitere israelfeindliche Werke und Filme wurden als antisemitisch kritisiert. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen.