Die rund 80 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ökumenischen Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden haben 2022 insgesamt 11.900 Beratungs- und Seelsorgegespräche geführt, rund 800 mehr als im Jahr davor. Einsamkeit, Ängste sowie körperliche und psychische Erkrankungen seien die häufigsten Themen der Anrufer gewesen, heißt es im aktuellen Jahresbericht. In jedem elften Gespräch seien Suizidgedanken oder frühere Suizidversuche thematisiert worden. Die großen Krisen der vergangenen Jahre hätten zu einer spürbaren Zunahme von Ängsten geführt, sagte Claudia Orthlauf-Blooß vom Telefonseelsorge-Leitungsteam dem Evangelischen Pressedienst (epd).
„Als der Ukraine-Krieg anfing, wurden wir von älteren Leuten angerufen, die selbst Kriegserlebnisse hatten“, berichtete sie. Traumatische Erfahrungen wie Flucht und Vertreibung würden die Menschen vor dem Hintergrund der Nachrichten wieder stärker beschäftigen. Die Energiekrise habe das Gefühl der Unsicherheit verstärkt. Menschen mit wenigen sozialen Kontakten und mit chronischen Erkrankungen erlebten die ungewisse Zukunft als besonders belastend.
Mit einem Sommerfest in Mainz-Kastel am 2. Juli feiert die Ökumenische Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden 2023 ihr 50-jähriges Bestehen. Träger der Einrichtung sind das katholische Bistum Mainz, die evangelischen Dekanate Mainz und Wiesbaden sowie der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden in Wiesbaden. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden in regelmäßig angebotenen Kursen für die anspruchsvolle Arbeit vorbereitet. Mittlerweile ist die Telefonseelsorge nicht mehr nur allein per Telefon unter den rund um die Uhr besetzten Nummern 0800/1110111 und 0800/1110222 zu erreichen. Auch eine Online-Beratung und Beratungssgespräche in Mainz und Wiesbaden werden angeboten.
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