Heinz Thomas Striegler hat in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine Ära geprägt. Als Finanzchef, Leiter der Kirchenverwaltung und Mitglied der Kirchenleitung war er seit 2002 an wesentlichen Entscheidungen beteiligt. Am 17. März wird der Jurist und Finanzexperte bei einem Gottesdienst in der Darmstädter Pauluskirche in den Ruhestand verabschiedet. Für die Zukunft wünscht er sich eine Kirche, die sich nicht einigelt und sich weiter für sozial Schwache und Geflüchtete einsetzt.
epd: Herr Striegler, Sie haben seit 2002 die Geschicke der EKHN als Finanzdezernent und Chef der Verwaltung sowie als Kirchenleitungsmitglied wesentlich mitbestimmt. Was ist Ihnen gut gelungen, womit hadern Sie?
Heinz Thomas Striegler: Wir sind in puncto Transparenz der Finanzen - glaube ich - gut aufgestellt, ebenso wie mit dem Thema der ethisch-nachhaltigen Geldanlage, das mir besonders am Herzen lag. Auch auf dem Weg zu einer nutzerorientierten Verwaltung sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Ich hadere aber schon damit, dass wir in einigen Themenbereichen noch nicht so weit sind, wie ich mir das gewünscht hätte. Das ist zum Beispiel die Digitalisierung. Dabei insbesondere der Einführung eines Dokumenten-Managementsystems unter dem Schlagwort papierlose Verwaltung und der weiteren notwendigen Verschlankung von Prozessen. Die mühevolle Umstellung auf die Doppik, also die kaufmännische Buchführung, hat den Beteiligten viel Kraft abverlangt.
epd: Wegen des anhaltenden Mitgliederschwunds und der damit verbundenen Einnahmenverluste hat die hessen-nassauische Kirche 2019 den Reformprozess „EKHN 2030“ begonnen. Danach sollen die jährlichen Ausgaben bis zum Ende des Jahrzehnts um 140 Millionen Euro gesenkt werden. Um wie viele Millionen Euro ist der Haushalt bereits abgespeckt?
Striegler: Für ungefähr zwei Drittel der Einsparsumme gibt es konkrete Vorstellungen, die auch größtenteils schon in den synodalen Prozess eingetragen wurden und sich zum Teil in der Umsetzung befinden. Für die weitere Summe gibt es erste Ansätze, die aber noch tiefer und konkreter erarbeitet werden müssen.
epd: Wo ließe sich Ihrer Meinung nach weiter sparen? Beim Personal, bei den mehr als 4.000 kirchlichen Gebäuden?
Striegler: Kirche wird durch ihr Personal erlebbar und erfahrbar, hauptamtlich wie ehrenamtlich. Daher ist es natürlich und verständlich, dass der Personalkostenblock die größte Aufwandsposition darstellt, gefolgt vom Unterhaltungsaufwand für die Gebäude. Ohne größere Einschnitte in diesen beiden Aufwandsblöcken wird es also nicht gehen. Beim Personalabbau werden die demographischen Effekte helfen, dies sozialverträglich zu gestalten. Vermutlich werden wir in wenigen Jahren eher das Problem haben, freie Stellen zu besetzen.
epd: Der Prozess „EKHN 2030“ soll nach den Worten von Kirchenpräsident Volker Jung nicht nur Einsparungen realisieren, sondern auch Platz schaffen für Neues, Innovatives. Welche neuen Projekte sollten das Ihrer Meinung nach sein?
Striegler: Zunächst benötigen wir eine Aufwandsreduktion durch Verschlankung von Prozessen. Das muss auch auf der Gemeindeebene spürbar werden, denn auch die Kirchenvorstände brauchen Luft für Neues. Spannend und wichtig finde ich alle Projekte, die dazu dienen, die Kontaktflächen zu vergrößern, um Menschen für unsere vielfältige Arbeit zu begeistern, sei es für die Mitwirkung in Gottesdiensten, auch neue Gottesdienstformate, sei es für die Unterstützung von Schwächeren in unserer Gesellschaft, wie auch die Unterstützung für eine gelingende Integration von Geflüchteten.
epd: Ein vielbeschäftigter Mensch wie Sie wird im Ruhestand sicher nicht nur im Sessel sitzen und Zeitung lesen. Was sind Ihre Pläne für den neuen Lebensabschnitt? Bleiben Sie in Darmstadt wohnen?
Striegler: In zwei Aufsichtsgremien und in zwei Nachhaltigkeitsbeiräten von besonders nachhaltigen Publikumsfonds werde ich noch eine Weile mitwirken. Auch ehrenamtliche Aufgaben kann ich mir gut vorstellen. Meine Frau und ich wollen unseren Lebensmittelpunkt in Darmstadt behalten, zumal ein Großteil unserer Kinder und Enkelkinder hier leben.
www.ekhn.de