Diakonie warnt: Es kommen überall Schließungen, weil Personal fehlt
Nürnberg (epd).

Immer mehr soziale Einrichtungen in Bayern werden in nächster Zeit schließen müssen, befürchtet die Diakonie Bayern. Wenn nicht mehr Fachpersonal gefunden werde, seien davon der Pflegebereich, die Kinder- und Jugendfürsorge und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung betroffen, warnte am Dienstag in Nürnberg die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner. Der Personalmangel betreffe alle Anbieter sozialer Dienste, sagte sie. So habe etwa eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung der AWO in Ochsenfurt im September 2022 schließen müssen. Das Katharina-von Bora-Altenheim in Michelau machte ebenfalls im Herbst des vergangenen Jahres zu, weil dort nicht mehr genügend Betten belegt werden konnten.

In den bayerischen Kitas fehlen 19.400 Fachkräfte und 10.000 Ergänzungskräfte, zitierte Weingärtner das bayerische Sozialministerium. 70 Prozent der Kita-Leitungen würden sagen, dass der Personalmangel negative Auswirkungen auf die Förderung der Entwicklung der Kinder habe. Gravierend sei das Problem auch in den Erziehungsberatungen, die „nur mit größten Mühen“ von den Trägern aufrechterhalten werden könnten, sagte Weingärtner.

Die für das Fachgebiet Altenhilfe zuständige Diakonie-Vorständin Sandra Schuhmann erläuterte, der Personalmangel sorge in Senioreneinrichtungen für leerstehende Betten. Somit würden den Trägern Einnahmen fehlen, die Investitionskosten blieben aber gleich. Einen der Gründe für wirtschaftliche Schieflagen macht Schuhmann bei der Leiharbeit aus. Für Leiharbeitskräfte müssen die Einrichtungen oft das Doppelte bezahlen wie für das Stammpersonal. Preiswucher von Vermittlungsunternehmen müssten Grenzen gesetzt werden, forderte sie. Schuhmann räumte ein, die Politik begreife allmählich „den Ernst der Lage“. Getroffene Maßnahmen würden aber zu spät kommen oder seien „unterdimensioniert“, weil die steigenden Energiekosten und die Inflation die Einrichtungen zusätzlich bedrohten. (00/1759/30.05.2023)