
Der bayerische Landesverband des Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die bayerische Landeshauptstadt München verleihen ihren Geschwister-Scholl-Preis dieses Jahr an den ukrainischen Schriftsteller Andrej Kurkow. Verliehen werden soll ihm der Preis am 28. November für sein im Haymon Verlag erschienenes „Tagebuch einer Invasion“, wie der Börsenverein am Donnerstag mitteilte. Kurkow wurde 1961 in Sankt Petersburg geboren, lebte seit seiner Kindheit bis zum Beginn des Krieges aber in Kiew. Er gilt als einer der bekanntesten politischen Intellektuellen der Ukraine.
In der Jury-Begründung heißt es, mit Kurkows „Tagebuch“ werde ein Werk ausgezeichnet, „das zugleich als eindringliche Chronik wie als kritische Reflexion einer politischen und zivilisatorischen Katastrophe zu lesen ist“. Das Spannungsverhältnis zwischen der russischen und der ukrainischen Sprache und Kultur, das Kurkow in seinem „Tagebuch“ vielfach reflektiere, präge auch seine eigene Existenz als ukrainischer Autor, der in seiner Muttersprache Russisch schreibt. Er beweise „im Sinne des Vermächtnisses der Geschwister Scholl ein hohes Maß an intellektueller Unabhängigkeit“.
Der Geschwister-Scholl-Preis wird vom Börsenverein und der Landeshauptstadt seit 1980 vergeben. Sinn und Ziel der Auszeichnung ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. (00/3559/13.10.2022)