Nürnberger Musikfestival ION will "raus aus der Blase"
Nürnberg (epd).

Das Musikfestival ION in Nürnberg will kein altehrwürdiges Festival mehr für Spezialisten sein. Bei der Präsentation des Festivalprogramms für 2023 sagte Festivalleiter Moritz Puschke, man wolle „aus der Blase heraus“. Der Musik und dem Festival sei nicht geholfen, „wenn wir unter uns bleiben, werden wir verschwinden“. Man gehe dazu zahlreiche Kooperationen ein. Das Festival will ein Experimentierforum bieten und über digitale Angebote den Zugang zu ihrer Musik leichter machen.

So wird gleich zum Eröffnungskonzert am 23. Juni in der Lorenzkirche ein Publikum erwartet, das so normalerweise nicht in die große evangelische Kirche kommt: Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Freunde der Schülerinnen und Schüler, die für „Sing Bach“ mit Musikpädagogin und Chorleiterin Friedhilde Trüün zuvor intensiv geprobt haben.

Das Musikfestival erweitert außerdem seine digitale Präsenz. Es werde etwa zu Begriffen wie „a-Capella“ oder zur kroatischen Klapa-Musik Erklärstücke im Netz geben, wie Mitorganisator Oliver Geisler erklärte. Virtuelle Realität bietet die digitale Rekonstruktion der Weimarer-Schlosskapelle, in der man zwei Wochen lang auf dem Hauptmarkt die Komponistenwelt von Johann Sebastian Bach nacherleben kann. Eine weitere Kooperation gibt es mit dem Deutschen Musikrat, dessen Forum Dirigieren während des Musikfestivals ION ein Exzellenzprogramm für angehende Dirigentinnen und Dirigenten anbietet. Jeden Tag der Festivalwoche können sie mit dem „Chorwerk Ruhr“ in der Kirche St. Martha proben und am 25. Juni ihr Können beweisen.

Das Motto des Festivals vom 23. Juni bis 2. Juli lautetet „HALT“. Auf dem Programm stehen große Werke der Musikgeschichte wie Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy oder das Chorwerk von Arnold Schönberg, „Friede auf Erden“. Dazu kommen künstlerische Auseinandersetzungen mit Klassikern der Pop- und Rockgeschichte, teilten die Verantwortlichen mit. Der Windsbacher Knabenchor tritt gemeinsam mit dem Berliner Ensemble „Tallis Scholars“ auf. Die NDR-Bigband ist am Abschlussabend zu hören.

Erstmals erscheint kein gedrucktes Programmbuch mehr. Das Programm wird ausschließlich im Internet mit Zusatzangeboten wie den Podcasts zur Musikgeschichte veröffentlicht. (00/0925/21.03.2023)