Im Trauerfall sind viele unsicher, welche Formulierungen passen, um sein Beileid auszusprechen. Dabei ist es vor allem wichtig, den Angehörigen zu signalisieren: Ich denke an dich. Ein Überblick mit Fragen und Antworten zum Kondolieren und zu dem, was man dabei vermeiden sollte:
Mal schnell eine Karte schreiben: Funktioniert das?
Nein, sagt der Bremer Trauerexperte und Theologe Klaus Dirschauer, der knapp 200 Kondolenzschreiben auf ihren Inhalt analysiert hat. „Ich mache mir Gedanken über den Verstorbenen, die Verstorbene, über seine Angehörigen und meine Verbindungen zu ihnen, dafür brauche ich einfach Zeit.“
Es geht also um Berührungspunkte?
Ja, unbedingt. Gemeinsame Erinnerungen helfen beim Schreiben und auch bei der Begegnung auf der Straße. Daran könne man gut anknüpfen, sagt Bestatter René Gerhard aus dem niedersächsischen Barsinghausen. Auch Dirschauer betont, Blitzlichter aus dem gemeinsamen Leben seien beim Kondolieren wichtig. „Das drückt Verbundenheit aus. Die eigene Lebensgeschichte des Schreibenden hingegen ist nicht dran, das ist übergriffig.“
Der Anfang ist am schwersten. Wie am besten?
Persönliche Sätze, kurz und klar niedergeschrieben, sind immer gut. Aber Standardformulierungen können ebenso ein passender Einstieg sein. Aufrichtiges Mitgefühl, tief empfundenes Beileid, herzliche Anteilnahme, ich möchte dir mein herzliches Beileid ausdrücken, in tiefer Anteilnahme denke ich an dich: Das sind für Dirschauer gelungene Kondolenzsätze - am besten handschriftlich formuliert. Dann könnten Erinnerungen folgen. „Das muss gar nicht lang sein, jede kleine Zeile ist kostbar“, sagt Thomas Achenbach, Autor und Trauerbegleiter in Osnabrück.
Wo muss ich aufpassen?
Floskeln wie „Die Zeit heilt alle Wunden“ oder „Das Leben geht weiter“ gehen gar nicht. Mit dem Schmerz bleibe der gestorbene Mensch präsent, erläutert Achenbach, der Seminare für Trauernde gibt und unter anderem ein „ABC der Trauer“ geschrieben hat. „Meiner Erfahrung nach wünschen sich alle Trauernden, dass ihnen jemand zuhört und sie offen über ihre Gefühle sprechen können.“ Aber, warnt René Gerhard: „Auf keinem Fall vor der Tür stehen und klingeln. Das ist für die Leute immer am nervigsten, auch wenn es lieb gemeint ist.“
Also das Zuhören anbieten?
Ja, mit Fingerspitzengefühl. Das sei das größte Geschenk, das man machen könne, betont Achenbach. „Einfach zu fragen: Möchtest du erzählen?“ Allerdings falle das vielen Menschen schwer. „Die Erfahrung, dass einem die Nachbarn, Kollegen oder Bekannten ausweichen oder dass sie die Straßenseite wechseln, haben rund 90 Prozent meiner Klienten gemacht.“ Wer jemandem an den Tod verloren habe, der trage eine Art Stigma in unserer modernen Gesellschaft.
Anteil zu nehmen, Worte für den Tod zu finden, das sei wichtig, betont auch der Theologe Dirschauer. Er hat ein Buch mit Weisheiten und Zitaten geschrieben, die er - richtig ausgewählt - als „Wortgeschenke“ in Kondolenzschreiben sieht: „Ein zitierter Text kann dem Brief wie ein Motto vorangestellt oder auch im Brieftext wiedergegeben werden, natürlich immer mit Quelle.“ Auch ein Bibelwort kann diese Funktion erfüllen. Auf der Internetseite des Bundesverbandes Deutscher Bestatter www.bestatter.de gibt es weitere Formulierungstipps unter dem Suchwort „Beileidsschreiben“.
Und wenn mir absolut die Worte fehlen?
Die eigene Hilflosigkeit anzusprechen, ist nach Auffassung von Thomas Achenbach nicht falsch: „'Ich weiß gar nicht, was ich dir sagen soll, aber ich bin mit dir zusammen traurig', das ist meistens die beste Strategie. Außerdem biete ich damit eine neue Beziehungsebene an, denn ich kann mich mit dem trauernden Menschen in der Hilflosigkeit treffen, in der er sicher auch gerade ist.“ Manchmal reiche eine einfache Umarmung, sagt Bestatter René Gerhard.
Digital oder analog?
Für den Theologen Dirschauer ist ein Beileid per SMS, WhatsApp oder E-Mail ein No-Go. „Einen Brief, eine Karte kann ich in die Hand nehmen, dafür war auch ich lange nach dem Tod meiner Frau dankbar“, berichtet er aus seinen eigenen Erfahrungen. René Gerhard sieht das nicht so eng und sagt, es komme darauf an, wie eng das Verhältnis zum Verstorbenen gewesen sei. „Bei einigen Bestattern gibt es mittlerweile auch Online-Kondolenzportale, die genutzt werden können.“
Und wie kann ich mit einem Trauerfall am Arbeitsplatz umgehen?
Vor dem Kondolieren lohnt es sich, mit Kolleginnen und Kollegen zu sprechen und Ideen zu sammeln, rät Gerhard. Insgesamt gilt: Ob Standardformulierung, persönliche Worte oder Umarmung - was passt, hängt auch davon ab, wie eng das Verhältnis zu den Trauernden ist. Wichtig ist am Ende vor allem, dass überhaupt kondoliert wird.