Trauermonat November: Gräber und Gedenken im Wandel
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Urnenbestattung
Fragen und Antworten rund um Bestattungs- und Trauerkultur
Hannover, Wiesbaden (epd).

Ein Blick auf Särge, Urnen, den Beruf des Bestatters - und den Wandel der Trauerkultur.

Wie alt werden wir heute?

Die Lebenserwartung in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt heute mehr als doppelt so hoch wie noch vor etwa 150 Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts betrug sie für Männer 35,6 Jahre und für Frauen 38,5 Jahre. Heute liegt sie bei 78,5 und 83,2 Jahren. Gründe sind eine geringere Säuglingssterblichkeit, bessere Hygiene, Ernährung, medizinische Versorgung, Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse sowie ein höherer Wohlstand. In Niedersachsen starben 2024 nach Angaben des Statistischen Landesamtes rund 103.000 Menschen. Etwa 61.000 von ihnen waren über 80 Jahre alt, rund 20.000 sogar 90 oder älter.

Sarg oder Urne?

Immer weniger Menschen wählen eine traditionelle Erdbestattung im Sarg. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Bestatter liegt der Anteil der Urnenbestattungen bundesweit bei rund 80 Prozent, in den östlichen Bundesländern sogar bei 96 Prozent. Den höchsten Anteil an Körperbestattungen weist der Statistik zufolge Nordrhein-Westfalen mit 32 Prozent auf. Häufig angegebene Gründe für die Einäscherung sind geringere Kosten und ökologische Aspekte. Nach Angaben der Friedhofsverwaltung in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover bevorzugen Angehörige vermehrt Grabarten, die ohne Pflege auskommen. In Deutschland finden zudem immer mehr muslimische Bestattungen statt. In den meisten Bundesländern gibt es keine Sargpflicht mehr, sodass Muslime in einem Leichentuch beigesetzt werden können.

Woher stammen die Särge?

Häufig aus dem Ausland. 2024 wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 451.000 Särge aus Holz im Wert von insgesamt 40,5 Millionen Euro nach Deutschland importiert. Knapp neun von zehn importierten Särgen stammten aus Polen.

Wie gefragt ist der Beruf des Bestatters?

Nach einem Blick in die Statistik lässt sich diese Frage mit einem „sehr gefragt“ beantworten. Die Zahl der Auszubildenden in der Bestatter-Branche hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 2024 befanden sich 890 junge Menschen in einer dualen Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. 2014 waren es lediglich 390.

Was hat sich bei der Bestattungskultur verändert?

Nach Ansicht des Deutschen Knigge-Rats hat sich die Trauerkultur in Deutschland gravierend verändert. Religiöse Bettungen sind rückläufig, pflegeleichte Bestattungsformen zunehmend gefragt, Friedwälder, Seebestattungen und personalisierte Beisetzungsformen wie sogenannte Diamant- und Baumbestattungen treten in Konkurrenz zu klassischen Erd- und Feuerbestattungen. Bei einer „Diamantbestattung“ wird aus einem Teil der Asche Verstorbener ein Schmuckstück gepresst, bei einer „Baumbestattung“ die Asche einer Pflanzerde beigemischt, aus der ein Baum gezogen wird.

Trauerredner oder Pastor?

Die fehlende religiöse und kirchliche Bindung von immer mehr Menschen führt dazu, dass bei vielen Bestattungen Trauerredner statt Pastoren sprechen. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Bestatter bewegen sich die Kosten für einen professionellen Trauerredner im unteren dreistelligen Bereich. Pastorinnen und Pastoren nehmen für Trauerreden keine extra Gebühren, ihr Dienst wird durch die Kirchensteuer finanziert.

Wie hat sich die Trauerkultur im Internet entwickelt?

Social Media, Online-Trauergruppen, digitale Gedenkseiten und KI-generierte Avatare Verstorbener: Längst haben Tod und Trauer in der virtuellen Welt Einzug gehalten. Über WhatsApp kondolieren, das Bild eines Verstorbenen als Statusfoto oder auf Facebook, als Reaktion weinende Emojis, Kerzen, betende Hände - all das ist keine Seltenheit mehr. Eine Entwicklung, die Marion Hulverscheidt in einem Beitrag für den Deutschen Knigge-Rat hinterfragt. Kondolieren über WhatsApp oder Facebook finde oft „im Vorbeigehen statt“, schreibt die Medizinhistorikerin. Meist gehe es nicht um wahrhaftige Anteilnahme. Sie empfiehlt als angemessenere Alternative eine Kondolenzkarte - auf Papier und mit der Post verschickt.

Was geschieht mit dem digitalen Erbe einer verstorbenen Person?

Nur 37 Prozent haben laut Branchenverband Bitkom aus dem Jahr 2023 ganz oder teilweise festgelegt, was mit ihren Online-Konten und Social-Media-Profilen nach ihrem Tod geschehen soll. Eine Entscheidung, die Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bedenklich findet: „Jeder und jede sollte sich frühzeitig darum kümmern, was im Falle des eigenen Todes mit dem digitalen Erbe geschieht, eine Übersicht über alle Accounts inklusive Benutzernamen und Passwörter kann man an einem sicheren Ort zu Hause aufbewahren oder in einem notariell angefertigten Testament hinterlegen.“

Von Julia Pennigsdorf (epd)