USA verdrängt Deutschland bei französischen TV-Exporten
Wichtigstes Export-Genre war 2022 erstmals seit langem die Fiktion
Biarritz (epd).

Mehr als 200 Einkäufer aus 48 Ländern, davon 14 aus Deutschland, haben vom 3. bis 6. September 2023 an der französischen Fernsehprogramm-Messe Rendez-Vous teilgenommen. Zu sehen waren mehr als 1.100 französische TV-Programme, die von 58 französischen Unternehmen präsentiert wurden, wie der Veranstalter UniFrance in Biarritz mitteilte. Eröffnet wurde die Messe vom neuen UniFrance-Präsidenten Gilles Pélisson, dem Ex-Vorstandsvorsitzenden der Groupe TF1, und UniFrance-Generaldirektorin Daniela Elstner.

Die französischen Fernsehexporte - Verkäufe, Vorverkäufe und Koproduktionen zusammen - summierten sich 2022 auf 319,6 Millionen Euro, ein Rückgang um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei standen starke Rückgänge bei Vorverkäufen und Koproduktionen erhebliche Zuwächse bei den Verkäufen gegenüber: Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr um 15,4 Prozent auf das Rekordergebnis von 214,8 Millionen Euro. 54,4 Millionen Euro machten die Koproduktionen aus, 38,4 Prozent weniger als 2021, und 50,5 Millionen Euro die Vorverkäufe, ein Minus von 50,3 Prozent.

Wichtigstes Genre bei den französischen Programmverkäufen wurde 2022 erstmals seit 1999 die Fiktion. Sie kam auf 80,7 Millionen Euro, ein Zuwachs von 40,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu trug eine große Vielfalt von Genres bei neuen Serien bei - historische Serien, Serien für junge Erwachsene und Serien mit weiblichen Heldinnen. Beispiele hierfür sind „HPI“, „Marie Antoinette“, „Les Combattantes“, „Chair Tendre“ und „Vortex“. Aber auch erfolgreiche Serien wie „Tandem“, „Tropiques Criminels“, „Candice Renoir“, „Le Bureau des légendes“ und „Astrid et Raphaelle“ wurden fortgesetzt und erfolgreich verkauft.

An zweiter Stelle lagen 2022 die Animationen mit 57,6 Millionen Euro, ein Rückgang um 5,3 Prozent. Stark zulegen konnten 2022 die Umsätze bei Dokumentationen. Sie stiegen um 32,1 Prozent auf 48,6 Millionen Euro. Die Formate erreichten 16,9 Millionen Euro. Musik- und Kulturprogramme kamen auf 1,1 Millionen Euro. Die sonstigen Programme - wie Nachrichten und Ausschnitte - machten 2022 9,8 Millionen Euro aus.

Der deutschsprachige Markt mit Deutschland und Österreich musste 2022 erstmals den ersten Platz bei den Programmmärkten räumen und lag bei einem Rückgang um 10,7 Prozent mit 14,2 Millionen Euro auf dem zweiten Platz. An der Spitze der Exportmärkte lagen die USA mit 19,2 Millionen Euro (2021: Platz vier), ein Zuwachs um 59,2 Prozent.

Trotz eines Rückgangs um 44,2 Prozent war der deutschsprachige Markt 2022 der wichtigste Markt für französische Animationen in Europa: Er erreichte 2022 ein Volumen von 3,2 Millionen Euro. Angekauft wurde etwa die Animationsserie „Oscar & Malika, toujours en retard“ durch Super RTL. Das ZDF kaufte die zweite Staffel von „Ernest et Célestine - la collection“. Wichtigster Markt für französische Animationen waren 2022 die USA mit 11,9 Millionen Euro, ein Zuwachs um 142,2 Prozent.

Die dokumentarischen Programme aus Frankreich erreichten einen Umfang von 5,2 Millionen Euro auf dem deutschsprachigen Markt, ein Zuwachs um 28,5 Prozent. Das bedeutete Platz zwei weltweit nach Belgien mit 5,5 Millionen Euro (2021: Platz eins). Fiction-Programme machten 4,0 Millionen Euro aus, ein Rückgang um 1,1 Prozent. Damit landete Deutschland hier auf dem sechsten Platz nach Großbritannien, Italien, Spanien, USA und Belgien.

Großbritannien/Irland auf Platz drei

Den dritten Platz bei französischen TV-Verkäufen belegte die Region Großbritannien/Irland (2021: Platz zwei) mit unverändert 14,1 Millionen Euro. Auf Platz 4 lag Belgien (2021: Platz fünf) bei einem Zuwachs um 48,4 Prozent mit 13,8 Millionen Euro. Italien lag 2022 auf dem fünften Platz (2021: Platz drei) mit einem Ergebnis von 12,6 Millionen Euro und bei einem Zuwachs von 4,1 Prozent.

Westeuropa blieb 2022 die wichtigste Exportregion für französische Programmverkäufe mit einem Zuwachs um 8,4 Prozent auf 87,3 Millionen Euro. Das waren 40,7 Prozent der gesamten Verkäufe ins Ausland. Zweitwichtigste Exportregion war erneut Nordamerika mit 29,1 Millionen Euro, ein Zuwachs um 24,5 Prozent.

Das Highlight der Messe war die Präsentation der dritten Staffel der französisch-deutsch-belgischen Koproduktion „Parlament“ (France Télévisions/ARD/BeTV). Die Politsatire schildert den Alltag der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Sicht eines jungen Assistenten und soll im Herbst auf France 5 und One ausgestrahlt werden.

Aus epd medien 38/23 vom 22. September 2023

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