Die ARD verzichtet künftig auf die Übertragung des Berlin-Marathons im Ersten Programm. Das sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am 11. April dem epd. Nach seinen Angaben sind Einsparungen und rückläufige Einschaltquoten der Grund für die Einstellung. Zuständig für die Live-Übertragung im Ersten war bisher der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Ob der RBB weiter im Dritten Programm über den Berlin-Marathon berichten wird, ist nach Angaben der Pressestelle noch unklar. Der Sender befinde sich derzeit noch im Austausch mit dem Veranstalter.
Hintergrund für die Entscheidung, den Berlin-Marathon nicht weiter im Ersten zu übertragen, seien „unterdurchschnittliche und jedes Jahr zurückgehende Quoten“, hatte Katrin Günther, die beim RBB für den Sport verantwortlich ist, im März in der Sitzung des RBB-Rundfunkrats erklärt. Der Berlin-Marathon sei ein regionales Ereignis, das Menschen, die in Sinsheim oder im Schwarzwald lebten, nicht interessiere, sagte Günther.
Der Laufwettbewerb findet stets an einem Sonntagmorgen im September statt. 2021 verfolgten nach Angaben der ARD durchschnittlich 588.000 Zuschauer ab drei Jahren die Übertragung im Ersten, der Marktanteil lag bei 7,5 Prozent. Im vorigen Jahr waren es nur noch 513.000 Zuschauer und 6,1 Prozent Marktanteil. Der Lauf gehört neben den Veranstaltungen in New York, Boston und London zu den größten Marathonläufen der Welt. In diesem Jahr findet der 49. Berlin Marathon am 24. September statt.
Die Übertragung des Berlin-Marathons setzte sich in der ARD bisher aus zwei Teilen zusammen. Im Ersten wurde vormittags das Rennen der Spitzenläufer und Spitzenläuferinnen übertragen, das zu den sogenannten World Marathon Majors gehört. Nach dem Ende der Übertragung im Ersten berichtete der RBB in seinem Dritten Programm weiter vom Berlin-Marathon, der auch ein Breitensportereignis ist. Im Jahr 2022 nahmen insgesamt 45.000 Läuferinnen und Läufer aus mehr als 150 Ländern teil.
Im Juni 2021 hatten die ARD und der RBB die Live-Rechte am Berlin-Marathon für die Jahre 2021 und 2022 erworben. Die Gesamtausgaben für die Übertragung des Berlin-Marathons (Lizenz- und Produktionskosten) beliefen sich im Ersten und im RBB Fernsehen zusammen auf „jährlich mehr als 400.000 Euro“, teilte die RBB-Pressestelle mit. Einen Betrag in dieser Größenordnung wollten die ARD und der RBB nicht mehr für eine Live-Berichterstattung ausgeben. Der RBB muss im kommenden Jahr insgesamt 49 Millionen Euro einsparen. Der Sender will dafür die Programmkosten um 21 Millionen Euro senken (epd 8/23).
Der Marathon wird von SCC Events mit Sitz in Berlin organisiert. Das Unternehmen richtet pro Jahr zahlreiche Sportveranstaltungen in Berlin und im Umland aus. Auch SCC Events äußerte sich nicht zum Stand der Verhandlungen mit dem RBB. Das Unternehmen erklärte dem epd, es könne derzeit „nicht öffentlich über vertragliche Angelegenheiten Auskunft geben“.
Die Live-Übertragungen der ARD vom Berlin-Marathon begannen vor mehr als 30 Jahren. Von 2009 bis 2012 war der Lauf nicht live im Ersten zu sehen. Auch damals führten die Sportverantwortlichen als Grund dafür die schlechten Einschaltquoten an. In dieser Zeit übertrugen die Privatsender NTV und Eurosport, ab 2013 übernahmen ARD und RBB wieder die Übertragungen vom Berlin-Marathon.
Aus epd medien 16/23 vom 21. April 2023